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Superalko

Saufgelage zur See und Hamsterkäufe im Hafen. Die Fähren zwischen Tallinn und Helsinki sind als Booze Cruises berüchtigt.

Betrunken betrachtet: ein Win-Win-Geschäft. Die Finnen feiern und die Esten verdienen daran.

Nüchtern betrachtet: eine Groteske über Drogen, Globalisierung und Grenzen.

Reportage Ole Pflüger

Illustrationen Paul Pistorius

3. Juli 2017

Olutkärry

ZDie alten Hasen haben ihre eigene dabei. Eine kleine, faltbare Sackkarre aus schwarz lackiertem Aluminium, daran ein Spanngurt mit Haken. Olutkärry nennen die Finnen dieses Gefährt – Bierkarre. Wer es richtig drauf hat, kann bis zu acht Paletten darauf stapeln.

Ein riesiger Finne steht im Terminal und schwenkt erwartungsfroh sein Olutkärry. Ein älteres Ehepaar hat seine Koffer aufs Olutkärry geschnallt. Gemurmel, Gedränge. Hier sind Profis am Werk. Wer an Bord der Fähre nach Tallinn geht, reist in die Welt der Hamsterkäufe und des billigen Suffs: Estland.

Für den harten Kern finnischer Trinker ist Tallinn das größte Alkoholregal der Welt. Vernunft, Rausch und Sucht eskalieren an den Wochenenden zu einem grotesken Schauspiel. Hier verschmelzen der homo oeconomicus (profitorientiert) und der homo alcoholicus (promilleorientiert) zu einer neuen Gattung Mensch: In Horden oder allein streift der finnische homo alconomicus durch Supermärkte und Kneipen, ebenso spar- wie trinkwütig. Das Olutkärry ist sein treuer Begleiter, Packesel und Statussymbol in einem. Die Statusmeldung: Einer geht noch rein!

Der Teufel hat den Schnaps gemacht

Baseballcaps, Glatzen und Irokesen – Finnen jeden Alters und aus vielen Milieus sind auf dem Weg nach Tallinn. Ob Wochenend- oder Tages-, Kultur- oder Partytouristen, eins ist sicher: auf der Rückfahrt wird kaum einer noch nüchtern sein.

Finnen trinken nicht mehr als andere, aber sie trinken alles auf einmal. Und der Alkoholkonsum in Finnland verteilt sich auf weniger Menschen als anderswo. Im Jahr 2010 hatten 14 Prozent der Finnen über 15 Jahren noch nie Alkohol getrunken, schreibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Unter den Deutschen waren es nur 5,5 Prozent. Dafür gaben 35 Prozent der Finnen an, im letzten Monat extrem betrunken gewesen zu sein. Bei Deutschen lag dieser Wert bei 12 Prozent.

2006 war Alkoholkonsum die häufigste Todesursache von finnischen Männern zwischen 15 und 64 Jahren. Seitdem hat sich die Situation zwar verbessert, doch noch immer sterben jedes Jahr mehr als 1.500 Finnen an den Folgen des Saufens. Jeder achtzehnte finnische Mann ist alkoholabhängig.

Saufen und Kaufen

Tallinn liegt zwei Fährstunden von Helsinki entfernt, drei Reedereien befahren diese Strecke, beinahe im Stundentakt. Saufen und Kaufen ist das Motto der Booze Cruises: In den Kneipen, Restaurants und Clubs auf Deck 8 bringen sich die Passagiere in Stimmung, dann stocken sie – meist auf der Rückfahrt – im Tax-Free-Shop ihren Vorrat auf.

Im Shop auf Deck 5 stehen beladene Olutkärrys zum Mitnehmen an der Kasse: Vier Paletten Heineken für 63 Euro. Ein Narr, wer da nicht zugreift. Eine Verkäuferin schenkt flaschenweise Whiskeyproben aus. Hände schnappen nach Plastikbechern. Es ist 11.30 Uhr. Kaum ein Tisch an Bord, auf dem jetzt kein Bierglas steht.

Am Pre-Order-Schalter stehen zehn Finnen an, um für die Rückfahrt vorzubestellen. Ab einem Warenwert von 250 Euro liefert Viking Line direkt an die Heckklappe aufs Autodeck.

Ins gelobte Land

Europaweit erhebt Finnland die höchsten Steuern auf Alkohol. Getränke mit mehr als 4,7 Prozent verkauft nur das staatliche Monopolgeschäft Alko, und Alkoholwerbung unterliegt strikten Auflagen. Der Staat versucht verzweifelt, seine Bürger vor sich selbst zu schützen, aber die pfeifen drauf und kaufen einfach Fährtickets nach Tallinn.

In Estland gibt es kein Monopol und Schnaps zum halben Preis. Dazu einen Service, der Trinkergaumen glucksen lässt. In den Filialen des Getränkehändlers SuPerAlko stapeln sich Bierpaletten bis zur Decke. Es sieht aus, als hätte IKEA plötzlich nur noch Getränkedosen im Sortiment. Zwischen den Regalen surfen Angestellte auf Einkaufswagen und arbeiten Bestellzettel ab. Es gibt Shuttlebusse und einen Lieferservice direkt zum Fährterminal. Alko, der Konkurrent in Finnland, führt nicht mal gekühltes Bier.

Kaum etwas tun die Esten so hingebungsvoll, wie Finnen Alkohol anzudrehen – und so erfolgreich: 200 Millionen Liter alkoholischer Getränke wurden dort im Jahr 2015 verkauft, ein Drittel davon an finnische Touristen.

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Gintrifizierung

Lagerhallen aus Ziegelsteinen säumen den Hafen von Tallinn. Beste Lage, der Charme der Industriekultur! – ein Traum für jeden Architekten und Stadtplaner. In Berlin hätten sich hier wohl Musiker und ein unabhängiges Theater angesiedelt, in Hamburg würden sie ein Konzerthaus aufs Dach bauen. In Tallinn prangt an der Fassade der ersten Halle ein oranges Schild mit dem Schriftzug SuPerAlko Cash and Carry. Eine Gruppe aus Schweden füllt auf dem Parkplatz den Gepäckraum ihres Reisebusses.

Vier Filialen von SuPerAlko unterhält der Lebensmittelhändler Aldar im Hafen von Tallinn. Aldar ist Marktführer im Onshore-Geschäft; berüchtigt für sein aggressives Marketing, aber nicht konkurrenzlos. In den Lagerhallen, Einkaufszentren und Terminals am Hafen gibt es die Läden Alcostock, Alcomarina, Liviko Store & more, Viinapörssi, CityAlko, Alcoexpress und Calle. Dazu der Warsteiner Pub das Kochi Adad und das Beer Stream2. Das ganze Viertel hat sich dem Handel mit Alkohol, Tabak und Ramschwaren verschrieben.

Eben noch tanken

Johan und seine Frau Niina haben ihren weißen Citroën vor dem SuPerAlko geparkt. Beide sind Mitte 50 und kommen aus Jyväskylä in Zentralfinnland. Johan – Kurzhaarschnitt, Bierbauch, Sonnenbrille und Lederjacke – wuchtet drei Paletten Granatapfel-Cider in den Kofferraum und stapelt sie auf einen Gin-Grapefruit-Longdrink.

Dreimal im Jahr nehmen die beiden die Fähre über den Finnischen Meerbusen und machen sich ein paar schöne Tage in Estland. Sie besichtigen die mittelalterliche Altstadt von Tallinn, streifen durch Wälder, besuchen Steilküsten und Lagunen. »Wir kommen hier nicht her, um Alkohol zu kaufen«, sagt Johan. Aber wenn man schon mal da ist… So wie Deutsche auf dem Rückweg vom Mittelmeer in Kufstein Nord nochmal volltanken, füllen Finnen bei SuPerAlko ihren Kofferraum. Obwohl die Preise steigen, sparen sie mit so einer Fuhre noch immer rund 200 Euro.

Johan knallt die Heckklappe zu: »Wir gehen nochmal rein.« Und Niina klappt die Rückbank um.

Alko vs. SuPerAlko

Franziskaner Hefe-Weißbier

5,0%, 0,5l

4,19€

1,85€

Karhu Lager

5,3%, 24 x 0,33l

49,60€

13,99€

Yellow Tail Shiraz

13,5%, 0,75l

9,99€

6,99€

Vana Tallinn Kräuterlikör

40%, 0,5l

17,59€

10,99€

Napue Gin

46,3%, 0,5l

39,80€

29,99€

Pfand of no return

90 Millionen Dosen Bier, Cider und Longdrinks verkaufen Viking, Tallink Silja und die Eckerö Line im Jahr auf ihren Fähren zwischen Tallinn und Helsinki. Eigentlich fallen in Estland 15 Cent Pfand pro Dose an.

Händler müssen das Pfand zunächst bei der staatlichen Agentur Pandipakend hinterlegen. Wenn sie nachweisen, dass die Dosen zurückgegeben wurden, bekommen sie es erstattet. Aber kaum ein Finne macht sich die Mühe, leere Dosen zurück nach Estland zu bringen. Deswegen hat der Staat Verkäufe an Bord der Fähren von dieser Regelung ausgenommen, und in Finnland sind Millionen von estnischen Dosen im Umlauf, für die nie ins Pfandsystem eingezahlt wurde.

Rauno Raal, Leiter von Pandipakend, warnt: »Wenn jemand anfängt, im großen Stil Dosen nach Estland zurückzubringen, sind wir innerhalb eines Jahres pleite.«

Nasses Gold

Tallinn boomt, die Startups sprießen, und auch bekannte Softwarefirmen zieht es nach Estland. Angestellte von Microsoft und Malwarebytes arbeiten in gläsernen Neubauten am Hafen. Die Software für den der Online-Telefoniedienst Skype wurde hier geschrieben, der Stolz von Estlands IT-Industrie. 2011 übernahm Microsoft ihn für 8,5 Milliarden Dollar. Von den drei baltischen Staaten bietet Estland die höchste Lebensqualität.

Janek Kalvi leitet Estlands größten Schnapshersteller Liviko. Er glaubt, dass die Wodkarallye der Finnen seinem Land sehr geholfen hat: »Wir sollten den finnischen Trinkern ein Denkmal bauen«, sagt er. Angelockt von den niedrigen Preisen strömen seit dem EU-Beitritt 2004 die Touristen über den Finnischen Meerbusen.

Was Kalvi sagt, klingt absurd. Andererseits stimmt es ja: Von Anfang an brachten die Finnen Geld ins Land, mit dem sich die Digitalisierung finanzieren ließ. Jedes Jahr geben sie in Estland 700 Millionen Euro für Getränke, Lebensmittel, Kleidung und Elektronik aus, immernoch sind das 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Sie kaufen mehr als 60 Millionen Liter alkoholischer Getränke pro Jahr. Für Liviko sind die hohen finnischen Steuern Geschäftsgrundlage. 40 Prozent seines Umsatzes macht die Firma mit dem Verkauf an Finnen. Das Bier von Estlands größter Brauerei A. Le Coq ist in Finnland die beliebteste ausländische Marke.

Es gärt

Janek Kalvi steht im Konferenzraum von Liviko und streichelt eine Flasche London Dry Gin. »Er ist sehr mild, mit estnischen Kräutern. Nicht so stark wie Gin häufig ist, aber trotzdem ein intensiver Geschmack.« Kalvi sieht sich als Genusstrinker. Er mag guten Wodka, aber nur, wenn es auch gutes Essen dazu gibt.

Leider ist vielen Esten der Wodka schon genug. Gut muss er nicht sein, und es braucht auch kein Essen dazu. In keinem anderen OECD-Land wird so viel Alkohol getrunken. Fünf Prozent der Esten sind alkoholabhängig, und die Regierung verfolgt den finnischen Ansatz, um das Problem in den Griff zu bekommen: Steuern, Verbote und Kontrollen. Die Abgaben für harten Alkohol sollen bis 2020 jährlich um 10 Prozent steigen, seit 2014 dürfen Läden mit weniger als 150 Quadratmetern Fläche keinen Alkohol mehr verkaufen.

Die Politik zeigt Wirkung: Die Esten trinken wieder weniger Alkohol und auch die Verkäufe an Finnen sind um zehn Prozent zurückgegangen, seit die Preise in Tallinn steigen. Die Alkoholbranche fürchtet um ihren Standortvorteil.

Die Stimme von Janek Kalvi bebt jetzt: »Jedes Mal, wenn ein estnischer Ministerpräsident Finnland besucht, verschärft er danach die Alkoholgesetze. Die Politiker tun so, als seien wir kleine Teufel, die die Leute umbringen. Das verletzt mich. In Wirklichkeit verhalten wir uns sehr verantwortungsvoll.«

Väkevin
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Alcohol

20 Prozent Wasser

Bis zu zehn Liter Spirituosen über 22 Prozent dürfen Finnen mit nach Hause nehmen. Livikos meistverkaufter Wodka Viru Valge hat in der Standardausführung einen Alkoholgehalt von vierzig Prozent, in der härteren Variante sind es sechzig. Für den finnischen Markt gingen Livikos Schnapsbrenner ans Limit. Sie schufen das ultimative Gesöff: einen achtzigprozentigen Wodka, der den Gaumen glattschleift und im Magen explodiert. Väkevin tauften sie ihr Geschöpf - Der Stärkste. Ein Wodkakonzentrat, ein Alkoholsirup, abgefüllt in 0,5-Literflaschen.

Die Händler verkaufen ihn im Zehnerpack mit Tragegriff.

Im Konferenzraum hebt Janek Kalvi zwei Pappköfferchen aus dem Holzschrank. Dann demonstriert er, wie man dank Väkevin sorglos durch den Zoll schlendern kann, mit acht Litern reinem Alkohol in den Händen.

»Das ist ein Bestseller, aber nur bei den finnischen Touristen«, sagt Kalvi. Mit den gleichen Gesetzen können die sich jetzt doppelt so hart besaufen. Es braucht eine Menge Leitungswasser oder Orangensaft, um aus Väkevin ein genießbares Getränk zu machen. Aber ein homo alconomicus nimmt das sportlich.

Alkoholrallye

Vier junge Finnen treten durch die Drehtür des Fährterminals. Sie mögen 19 oder 20 Jahre alt sein, und marschieren im Laufschritt ums Hafenbecken herum. Nach zehn Minuten erreichen sie die SuPerAlko-Filiale, nach einer Viertelstunde kommen sie wieder heraus, je fünfmal 24 Dosen aufs Olutkärry geschnallt: Alcopops, Cider und Bier.

»Kurze Frage: Kommt ihr häufiger hierher?«

»Sorry, wir haben‘s eilig.«

Dann hasten sie zurück zur Fähre, und die Olutkärrys rasseln hinter ihnen her.

In der Spitze breit

80% aller finnischen Touristen kaufen Alkohol in Estland.

Sie geben dabei im Schnitt 122 Euro aus.

5% der finnischen Touristen tätigen mehr als die Hälfte der Alkoholimporte aus Estland.

2% der Finnen kaufen mindestens einmal im Monat Alkohol in Tallinn.

Ouvertüre

Partyschiff

Die Olutkärrys rollen an Bord.

Die Barkeeper im Vikings Inn zapfen die ersten Biere, mixen die ersten Caipirinhas. Es gibt Bier und Schnaps als Kombi-Angebot. Eine Gruppe Studenten steckt palettenweise Bier in die Schließfächer. Sie merken nicht, dass die Dosen lecken.

Um 18 Uhr legt die Fähre ab. HEPUT, die Coverband des Abends, spielt auf der Bühne im Club X zum Tanz auf: Living Next Door to Alice und You’re my heart, you’re my soul. Bis Helsinki bleibt nun Zeit, sich abzuschießen, die Kante zu geben, einen hinter die Binde zu kippen. Es folgt eine durchzechte Nacht, Marke Oktoberfest, aber im Zeitraffer, komprimiert auf zweieinhalb Stunden. Und auf dem Heimweg danach wird es draußen nicht schon wieder hell sein, sondern gerade erst dunkel.

Erster Akt

Sex und Zahnfüllungen

Satu und ihre Freundin Jenny sitzen in einer Ecke des Club X auf Deck 9 und trinken ihren dritten Weißwein. Am Nebentisch pusten drei Frauen einander Luftschlangen in die Gesichter und ihre Erdbeercocktails. Satu zeigt auf ihre Brüste: »Die sind das Beste, was ich mir je gekauft habe«, sagt sie.

Nicht nur Alkohol ist billiger in Estland, auch viele Dienstleistungen. Finnen fahren nach Tallinn und gehen dort zum Zahnarzt, zum Friseur oder ins Bordell. Sie zahlen meist halb so viel wie zu Hause.

Eine finnische Schönheitschirurgin organisiert Operationen in Tallinn. Die ganze Palette der plastischen Chirurgie stark reduziert. In Helsinki kosten Silikonimplantate zwischen 4.000 und 5.700 Euro, in Estland sind sie ab 3.200 Euro haben. Satu und zwei Freundinnen ließen sich in Helsinki beraten, schließlich bekamen Termine in einer Privatklinik in Tallinn. Vier Jahre hatte sie gebraucht, um sich zur Operation durchzuringen, erzählt Satu. »Für noch mehr Geld hätte ich es vielleicht nicht gemacht.«

Zweiter Akt

Gelallte Schwüre in rotblauem Licht

Didi-dam. Didi dam. Didi dam dam dam dam dam.

Die Finnen auf der Tanzfläche grölen den Refrain:
»Ich geh‘ nach Nordkarelien
und saufe durch bis morgen früh«,

Der Sänger von HEPUT ergänzt:
»Am Ende des Regenbogens
steht eine Würstchenbude.«

Dritter Akt

Graue Zellen in weicher Explosion

HEPUT hat die Leute nur aufgewärmt. Jetzt kommt Muska Babitzin und dreht allen die durchweichten Gehirne auf links.

Muska trägt ihre schwarzen Locken offen und dazu eine Sonnenbrille. Sie singt ihre Lieder nicht, sie bellt sie ins Mikrofon. Dabei legt sie den Kopf in den Nacken und hält es über ihren Mund, als würde sie sich eine Flasche Bier in den Rachen schütten. Trommelwirbel, Soundkaskaden aus dem Synthesizer, die Lichtorgel feuert in die Menge. Jemand trägt seinen Kumpel huckepack zur Bühne.

Nach dem ersten Lied ist Muska heiser und die Tanzfläche so voll, dass kein Platz mehr zum Tanzen bleibt. Auf der Videoleinwand fliegt ein Polizeiauto durch eine Barrikade. Es ist 19.30 Uhr.

Finale

Landgang

»Liebe Fahrgäste, in wenigen Minuten erreichen wir Helsinki. Wir bitten die Autofahrer, sich zu ihren Fahrzeugen begeben. Der Ausgang für Fußgänger befindet sich auf Deck 5. Diese Fähre fährt in Kürze zurück nach Tallinn.«

Es ist 20.30 Uhr und die Party ist aus. Ein letzter Song noch, ein letzter Cuba Libre, ein letztes Glas zerspringt, einmal noch ins Klo kotzen. Eine Familie stützt die torkelnde Mutter. Wer noch fahren kann, steigt hinab aufs Autodeck, wer nie fahren wollte, lässt sich von seinem Olutkärry die Gangway hinunterziehen.

Es ist Ende April, feuchter Schnee fällt vom Himmel und Autoreifen verarbeiten ihn zu einer braunen Pampe. Die Busse sind voll und die Taxis teuer.

Dreißig betrunkene Finnen warten im Schneeregen auf eine Tram.

Am Ende des Regenbogens steht eine Würstchenbude.Z